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Stadtratsanträge

Lebensbaum im Lebensraum – Heimat und Zukunft gestalten

Das Konzept in Kurzform: Ablauf:

Jeder Mensch soll die Möglichkeit bekommen, einen oder mehrere Bäume zu pflanzen. Hierfür sollen sowohl geeignete Flächen in den einzelnen Stadtvierteln, als auch in der Umgebung gefunden werden. Ausgelegt ist das Projekt in seiner Gesamtheit auf mindestens 700 Jahre.

Ziele:

Ziele des Projekts “Lebensbaum im Lebensraum (Heimat und Zukunft gestalten)” sind:

  1. Das Erhalten und Wiederbeleben einer uralten, kulturellen Tradition
  2. Die Entstehung eines neuen Urwalds
  3. Das Erschaffen eines Ortes, an dem Begegnungen stattfinden

Ausführliche Konzeptskizze:
Idee des Lebensbaums im Lebensraum (Heimat und Zukunft gestalten):
Ein Projekt, das in der Stadt, mit der Stadt und für die Stadt entwickelt werden soll.

BEGRÜNDUNG

1. Erhalt und Wiederbelebung von Tradition und Heimatgefühl

Das Pfanzen von Bäumen mit Symbolcharakter hat in unserem Kulturkreis eine lange Tradition. Beispielsweise wurden und werden noch immer zur Geburt von Kindern Bäume gepflanzt. Diese Geburts- oder auch Lebensbäume sind ein Symbol für Fruchtbarkeit, Wachstum und auch das Leben selbst. Ein solcher Lebensbaum wächst gewissermaßen mit dem Kind heran.

Zu besonderen Anlässen wie Städtepartnerschaften und Hochzeiten oder auch zum Gedenken an die Verstorbenen, als Freundschaftsbekundung oder um einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen, werden Bäume gepflanzt. Diese Tradition soll durch das Projekt erhalten und dort, wo sie verloren ging wieder belebt werden.

Das Pflanzen eines Baumes und die damit verbundene Möglichkeit, ein heimatliches Gefühl zu entwickeln, kann eine große Chance für Menschen in Städten bedeuten. Menschen, die in Wohnungen ohne Eigentum an Grünfläche leben, haben bis jetzt keine Möglichkeit einen Baum für ihre Kinder bzw. Liebsten oder als Gedenken an ihre Verstorbenen (Menschen, Tiere) zu pflanzen. Erschafft man Flächen, auf denen es den Bewohnern der Stadt erlaubt wird Bäume zu pflanzen, kommt es zu einem neuen Gefühl der Verbundenheit und Verwurzelung mit der Stadt. Bäume sind Orte des Erinnerns. Des Erinnerns an Geburt, Verbindung und gemeinsam verbrachte Zeit. All das bedeutet Heimat.

2. Die Entstehung eines neuen Urwalds

Über einen Zeitraum von 700 Jahren einen Urwald entstehen zu lassen, und somit die Zukunft sowie das Stadtbild Augsburgs maßgeblich zu gestalten ist ein weiteres Ziel des Projekts.

Den Ort, an dem der einzelne Mensch innerhalb der ausgewiesenen Flächen den Baum pflanzt, kann frei gewählt werden. Ist ein Standort schlecht gewählt und der gepflanzte Baum stirbt, so gehört das mit zum Kennenlernen der Natur. Auch in der Natur werden nicht alle Bäume erwachsen. Jeder Baum, auch der Tote, erfüllt in der Natur jedoch seinen eigenen Zweck und ist für das Gesamtökosystem wertvoll.

Jegliche Biomasse, die auf den Geländen entsteht, verbleibt dort. Tote Äste, Blätter etc. werden, wenn überhaupt, zu Häufen auf dem Gelände zusammengetragen. Es wird kein Material gehäckselt. Maximal werden große Äste mit der Säge zerteilt.

Schnittmaßnahmen werden nur von Fachfirmen durchgeführt. Dies geschieht ausschließlich nach dem Minimalprinzip. Das heißt, Totholzentfernung, Sicherung und Erhaltungsschnitt bei sehr alten Bäumen.

Durch die nicht vorausgeplante Pflanzung verschiedenster Bäume entsteht eine hohe Biodiversität, die einen stabileren Wald schat. In Mischwäldern kommt es seltener zu flächendeckendem Parasiten- oder Pilzbefall. Auch die Klimaerwärmung schadet nicht allen Bäumen gleichermaßen. Es entsteht schon nach relativ kurzer Zeit ein neuer Wald als Lebensraum für Mensch und Tier.

3. Ein Ort der Begegnung:

Es entstehen Flächen, die die Bewohner einer Stadt gestalten. An diesen Orten können sie voneinander und von der Natur durch Erfahrung und Austausch lernen. Es wird Begegnung unabhängig von sozialer Schicht, politischer- oder religiöser Einstellung, Alter und Herkunft möglich. Ein Ort, der als Brücke zwischen Natur und Mensch, zwischen Mensch und Mensch und zwischen Stadt und Mensch fungiert, entsteht. Begegnung ist der erste Schritt für ein Miteinander, für ein „Wir sind -Die Stadtbevölkerung-“.

Ähnliche Projekte

Am Beispiel der Stadt Kassel, in der der Künstler Joseph Beuys 7000 Eichen pflanzte und pflanzen ließ, ist ersichtlich, dass eine Stadt durch ähnliche Projekte außerordentlich profitieren kann.

Auch in Unterföhring gab bzw. gibt es ein ähnliches Konzept, das Geburtenbaumprogramm. Es wurde lange Zeit erfolgreich von den Bürgern angenommen und muss nun auf Grund von Platzmangel eingestellt werden.

Umsetzung

Jedem Menschen soll es erlaubt sein, zu ausgewiesenen Flächen zu gehen und dort Bäume zu pflanzen. Unter „ausgewiesenen Flächen“ sind in diesem Zusammenhang Flächen gemeint, die mit der Stadt erörtert und für Menschen durch eindeutige Beschilderung kenntlich gemacht werden. Die Flächengrößen sollten je nach Einwohnerzahl des jeweiligen Stadtviertels und möglichen Grünflächen bestimmt werden. Kreative Umnutzungslösungen wären auch in Betracht zu ziehen.

Hierfür eignen sich eventuell bestehende Grünflächen bzw. Parkanlagen

Nachhaltigkeit

Einen Baum pflanzt man immer für die nächste Generation. Obstbäume kommen beispielsweise erst nach 15 Jahren in die ertragreiche Phase. Deshalb ist es an den Eltern für ihre Nachkommen zu pflanzen und somit deren Zukunft zu gestalten. Auch ein großer, schattenspendender Baum muss von der Elterngeneration gepflanzt worden sein. Aber nicht nur das Pflanzen gehört in die Natur. Zum Leben gehört der Tod unweigerlich dazu. Auf einer Fläche, auf der abgestorbene Äste und totes Material verbleiben kann, können Menschen sehen und lernen, was der Tod des Einen für die Anderen für einen lebenswichtigen Zweck hat. Bringt man beispielsweise alle abgestorbenen Äste und Blätter auf einem Haufen zusammen, so entsteht dort ein wichtiger Lebensraum für Klein- und Kleinstlebewesen. Ohne diese unscheinbaren oder unsichtbaren Lebewesen wäre ein Leben auf der Erde nicht möglich. Die organische Bodensubstanz hat einen großen Einfluss auf die Bodenfruchtbarkeit. Sie besteht aus im Boden integrierter, lebender und abgestorbener Substanz. Die meisten Waldbewohner sind nicht auf Grund ihrer Scheu unsichtbar. Sie sind einfach so klein, dass sie mit bloßem Auge kaum wahrnehmbar sind. Klein- und Kleinstlebewesen bilden die Nahrung, den Humus, der der aktuellen und den zukünftigen Pflanzengenerationen als Lebensgrundlage dient. Deshalb ist es wichtig, dass jegliche auf den Grundstücken entstandene Biomasse, dort verbleibt.

Wird ein Haufen aus Blatt- und Astwerk angelegt, können die Menschen, die über Jahre hinweg häufiger den Platz besuchen, durch eigenes Erfahren sehen, wie schnell diese unsichtbaren Freunde, die Bakterien, Mikroben etc. all diese Biomasse verändern und umwandeln. Dies alles ist aber nur möglich, wenn die „Abfallprodukte der Natur“ wie tote Äste, Blätter oder faulige Früchte auf dem Platz verbleiben dürfen.

Um also nachhaltig etwas für die Stadt und deren Bewohner zu tun, muss der Platz für das Projekt auf lange Zeit vor der Bebauung und der damit verbundenen Zerstörung geschützt sein. Auch diese Punkte befürworten eine zeitliche Konzeptanlage auf mindestens 700 Jahre.

Umgeben von grünen Wüsten wird es Zeit etwas zu ändern. Die aktuell maximale Entnahme und Ausbeutung der Natur, muss überdacht werden. Dabei ist es notwendig, dass an verschiedenen Stellen beobachtbare Projekte stattfinden, die als gutes Beispiel zukunftsweisend vorangehen.

Das Projekt Lebensbaum im Lebensraum ist so ein Projekt. Benedikt Gleißl 2017