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Stadtratsanträge

Jeder Coronatote soll durch einen Geflüchteten ersetzt werden.

Der Stadtrat möge in seiner unendlichen Weisheit beschließen:

Jeder Coronatote soll durch einen Geflüchteten ersetzt werden.

Begründung:

Aktuell rühmt sich der Stadtrat mit heldenhaften Rettungen von Flüchtenden aus prekären Lebenssituationen, wie dem abgebrannten Geflüchtetenlager Moria, das nicht nur nach einem sehr dunklen und lebensfeindlichen Ort aus „Der Herr der Ringe“ Saga klingt, sondern sich auch in der Realität mindestens so dramatisch präsentiert. „Olé, olé, super Stadtrat!“, mögen da einige grölen, allerdings sollten diese Lobgesänge zügig verstummen, lässt man die nackten Zahlen sprechen. Aufgenommen hat die Stadt Augsburg nämlich bisher vier, in Zahlen: 4. Naja, immerhin vier ganze Geflüchtete von zeitweilig 20.000, in Worten zwanzigtausend Geflüchteten, die unter diesen furchtbaren Umständen leben, bzw. langsam verrecken müssen. Für die Mathematiker unter uns, das sind 0,02%. Für die etwas querer Denkenden unter uns: sehr, sehr wenig. Aber ist ja logisch, wir haben ja auch keinen Platz und keine Lust, aber vor allem natürlich keinen Platz! Halt, stopp mal…

Insgesamt hat das Gesundheitsamt bisher 17.931 Infektionen mit dem Coronavirus in Augsburg gemeldet. 17.179 Personen gelten als genesen, 353 sind aktuell infiziert, 399 Personen sind verstorben. *
*Quelle: augsburg.de – Stand:01.06.20, 08:00 Uhr

Also genau genommen, haben wir Platz. Und zwar nicht nur einen, sondern 381 Plätze. Und welch eine Verschwendung, diese Plätze nicht zu nutzen! Man stelle sich vor, der eigeneOpa verstirbt. Das ist natürlich furchtbar traurig und dramatisch (also vorausgesetzt, manmochte seinen Opa und ist nicht einfach nur froh, dass die christlichen Letztwähler endlich wegsterben), dann könnte man seinen muggeligen Platz in einer liebenden fürsorglichen Familie doch einfach an einen netten älteren Herrn vermitteln, der ansonsten irgendwo zwischen Mittelmeerkreuzfahrt und Lagerfeuer im Camp draufgehen würde. Zusätzlich hätten wir das Problem mit der Integration gelöst, denn wie könnte man besser integriertwerden, als wenn man eine komplette, deutschsprachige Familie für gemütliche Kaffee undKuchen Nachmittage dazu bekommt? „Das ist ja sowas von geschmacklos!“, möchten Sie uns nun zurufen? Ihr geliebter Opa kann doch nicht durch irgendeinen dahergelaufenen Flüchtling ersetzt werden? Sehen Sie, wenn zufällig Ihre Schwester einen schlimmen Unfall hat, aber noch als Organspender fungieren kann, um das Leben eines anderen Menschen zu retten, würden Sie demjenigen das betreffende Organ verwehren, nur weil dieser Mensch nicht Ihre, ohnehin tote, Schwester ist? Sehen Sie unser Projekt als ein Äquivalent dazu, nur mit Lebensraum statt Organen.

„Wir wollen aber unseren Opa, schließlich hatten wir den lieb und keinen Fremden!“, möchten Sie entgegnen? Natürlich ist Ihr Opa für sie etwas Besonderes und wesentlich wichtiger als ein Fremder. Allerdings nur für Sie selbst. Für jemand anderes ist dieser fremde Mensch genau das, was Ihr Opa für Sie war. Ein geliebter Mensch, für den man nur das Beste will, für den man da sein möchte und den man in Sicherheit wissen mag. Allerdings kann eben dieser Zustand bei Weitem nicht für alle Menschen unserer mehr oder weniger schönen Erde (kommt eben ganz darauf an, wohin man zufällig geboren wurde) gewährleistet werden. Und wer sind wir, zu bestimmen, wem solch ein sicheres Plätzchen zusteht und wem nicht? (An dieser Stelle lassen Sie in Ihrem Kopf bitte das Bild einer von Nächstenliebe geprägten christlichen Partei entstehen, ohne zu lachen.)

Sollten Sie jedoch zu den eher weniger liebevollen Familien zählen, die sowieso kaum Interesse aneinander hegen, außer es geht um das Kuvert an Weihnachten oder zum Geburtstag, in dem hoffentlich ein 50er steckt, dann bietet dieses Projekt auch für Sie eine hervorragende Lösung. Stirbt (mal wieder) Ihr geliebter Goldhamster „Bunny“ und es gäbe üblen Aufstand bei den wohlerzogenen Bälgern, greifen sie da nicht zu der einfachsten aller Möglichkeiten, schmeißen Bunny in die Biotonne, fahren zu Dehner, kaufen „Bunny 2“, erklären Ihren Kindern, dass das Tier schon immer diesen süßen weißen Fleck über dem linken Auge hatte und gut ist es? Haben Sie vielleicht schon daran gedacht, dass dieser Trick auch funktioniert kann, wenn sie Ihren Kindern erklären, dass Opa Herman schon immer diese Narben aus dem Krieg über seinem gesamten Oberkörper hatte?

Zudem können die freien Plätze, aus einer menschenfreundlich neoliberalen Position betrachtet, viel effizienter als zuvor besetzt werden. Alte und vorerkrankte Menschen, die hauptsächlich an/mit Corona gestorben sind (Ist Jesus eigentlich an oder mit Kreuz gestorben?) werden durch junge, strapazierfähige Flüchtlinge ersetzt, die noch lange zum BIP beitragen können und selbst in anstrengenden Jobs kaum jammern, da sie wirklich eine krasse Verhältnismäßigkeit zu dem Thema „Mir geht es schlecht“ haben. Sie, als engagierterFDPler, mögen gern nicken und sich in einer theatralischen superschurken-Geste die Hände reiben, trauen sich aber nicht, weil das schon alles sehr menschenverachtend klingt? Keine Sorge, es hält Sie schon lange keiner mehr für die GutenindiesemStück.AberVorsicht: Dieses,ausallemanderen,alsausNächstenliebe motivierte Vorgehen könnte die Nebenwirkung haben, dass Sie Menschen auf der Flucht aufnehmen.

Und die csU? Wird sie wieder mal verchecken, dass Menschen ersaufen, verbrennen oder verhungern zu lassen nicht cool ist? Die Grünen wollen wir hierbei lieber gar nicht ansprechen. Wenn die Umweltschutzpartei diejenige ist, die in Augsburg am meisten Bäume fällen lässt, möchten wir uns nicht vorstellen, was passiert, wenn sie sich vornimmt, Geflüchtete zu retten. Und an die SPD wie immer ein herzliches LOL.

Unser Vorschlag mag zunächst unmenschlich klingen, doch ist es nicht ein wesentlich menschlicherer Vorschlag, als Coronatote zu betrauern, weil wir die so gernhaben, aber auf der anderen Seite Menschen sterben zu lassen, weil sie uns egal sind?

Ihre Wahl:

O Ich find es scheiße, wenn Menschen durch meine Bequemlichkeit verrecken, wir sollten etwas ändern!

O Mir doch egal, mir geht‘s ja gut, alles bleibt, wie es ist!

O Nur Ficken!

gez.
Lisa McQueen – Die PARTEI